Archiv für Februar 2010
Die Geschichte des Lichtes Teil I
Licht ist ein Phänomen, welches wir in der Natur vielfältig beobachten können. Eine Definition des Begriffs erscheint genauso schwierig wie eine Definition vom Begriff Farbe, weil Licht in seinem Wesen nicht “fassbar” ist.
Licht wird durch den Filter des Auges und dem Gehirn wahrgenommen. Besonders gut nehmen wir es jedoch wahr, wenn Licht in Verbindung mit Schatten auftritt. Licht und Schatten wurde von vielen Malern zur Darstellung von besonderen Stimmungen und Situationen eingesetzt. Schon lange bevor die ersten Lampen erfunden wurden, schafften die Menschen es Ihren Alltag zu erhellen.
Von der Sonne abgesehen ist die ursprünglichste Form des Lichtes das Feuer. Der Gebrauch von Feuer ist bereits beim Homo erectus an mehreren Stellen auf der Erde nachgewiesen. Am Mittelmeer z.B. wurden am Strand von Terra Amata bei Nizza vor etwa 400.000 Jahren mehrere Schutzhütten mit einer Feuerstelle im Inneren errichtet. Nur eine dieser Hütten war abgebrannt, man darf also unseren frühen Vorfahren durchaus einiges Geschick im Umgang mit dem offenen Feuer zutrauen.
Mit Feuer kann man den Lagerplatz erwärmen und beleuchten, wilde Tiere fernhalten und die Speisen schmackhafter und auch besser verdaulich zubereiten; es kann angenommen werden, dass diese Verbesserung der Lebensumstände der sozialen und kulturellen Entwicklung der Menschheit durchaus förderlich war.
Wagenfeldleuchte WG 24 von 1924
Die Wagenfeldleuchte
(Wagenfeld Table Lamp WG 24, Design: Wilhelm Wagenfeld 1924.
own photo feb 25, 2007
photo: nomo/michael hoefner <br> http://www.zwo5.de)
Wagenfeld machte eine Lehre in der Bremer Silberwarenfabrik Koch & Bergfeld und besuchte die Hanauer Zeichenakademie, bevor er 1923 als Silberschmied-Geselle am Bauhaus in Weimar aufgenommen wurde. In den dortigen Werkstätten entstand 1924 unter seinem Lehrer László Moholy-Nagy der Entwurf für die Lampe WG24. Die zeitlose Tischleuchte mit der halbkugelförmigen Glasglocke, auch als „Wagenfeld- oder Bauhaus-Leuchte“ bekannt geworden, entwarf er zusammen mit Karl J. Jucker. Sie ist bis heute einer der bekanntesten Wagenfeld-Entwürfe.
Bankers Lamp
Der Klassiker aus dem Bankenwesen
„Früher war alles besser.“ Dieser Spruch wird oft belächelt und doch hat er auch ein Körnchen Wahres. Denn nicht nur immer wiederkehrende Retrowellen zeigen an, dass manche Designs unvergänglich sind. Ab und zu wird ein wahrer Klassiker geschaffen der einfach zeitlos bestand hat.
In den Chefetagen der Wallstreet in den 30er Jahren wurde so ein Lampenklassiker geprägt. Gemeint ist hierbei die Tischlampe “Bankers Lamp”, welche noch immer so qualitativ Hochwertig nach gebaut wird wie damals. Der Lampenschirm wird in Handarbeit hergestellt und besteht aus 3-schichtigem mehrfarbigem Überfang-Glas. Außen eine Schicht aus smaragdgrünen Glas, in der Mitte aus klarem Glas und innen eine Schicht aus weißem Glas. Durch diesen Herstellungsprozess ist die Farbgebung jeder Tischlampe leicht unterschiedlich, sodass jede Leuchte ein echtes Unikat ist.
Kaiser Idell
Um 1930 beginnt der Durchbruch zur Moderne, ausgehend vom Bauhaus Dessau, in Design und Technik. Der Bauhausmeister Christian Dell entwirft für das Neheimer Unternehmen Kaiser einen Klassiker: die “Kaiser-idell” – eine gelungene Synthese ästhetischer und technischer Perfektion.
Berühmt wird sie als Kommissar-Leuchte zahlloser Fernseh-Fahnder.
Dieses Modell wurde oft kopiert, die ‘Ausstrahlung’ des Originals wurde allerdings nie erreicht.
Kaiser idell: Design-Standard “made in Neheim”
Der “Prototyp” der modernen, auf Funktionaliät reduzierten Büro- u. Schreibtischleuchte stammt aus dem Sauerland. Christian Dell aus Offenbach/Main, gelernter Silberschmied, Studium an der Kunstgewerbeschule Weimar (heute in etwa vergleichbar mit dem Design-Studium) und später in verantwortlicher Position am Bauhaus Weimar tätig, konzipierte ab etwa 1926/27 von Kitsch und Zierrat befreite “Gebrauchsleuchten”.
Ab 1933/34 begann die Zusammenarbeit Dells mit der Lampenfabrik Gebr. Kaiser & Co., heute Kaiserhaus, in Neheim. Das Ergebnis war das weltweit als Kaiser idell bekannt gewordene Leuchtenkonzept. Die Idee der idell wurde von Dell bewusst als multifunktionales System in die Realität umgesetzt.
Markantes Merkmal für die idell war/ist der Metallschirm mit der aufgesetzten, ebenfalls aus Metall gefertigten Fassungstülle. Dell berücksichtigte beim Ausbau der Leuchtenserie den heute gebräuchlichen Begriff “Form follows Function”. So gab es die idell als klassische Tischleuchte mit Sockelplatte, Scherenleuchte mit Wandbefestigung, Klemmleuchten mit diversen Befestigungsmodulen, Pendelleuchten mit variablen Schirmgrößen. Einige Modelle wurden auch als 2-Flammer produziert.
Das idell-Konzept in seinen Möglichkeiten zu beschreiben, ist ein sinnloses Unterfangen. Der “Einsatzort” bestimmte die Ausprägung. Ein umfassender Katalog über idell-Varianten ist unter http://www.christiandell.com/catalogue/?m=2 abrufbar.
btw: “Richtig berühmt” wurde die klassische Schreibtisch-Variante der idell als “Kommissar- oder Vernehmungsleuchte” in hunderten von Kriminalfilmen.
Original Kaiser idell Modelle sind heiß begehrte Objekte auf Sammlerbörsen. Die Preise richten sich nach dem Erhaltungszustand.
Vorsicht: Es sind reichlich Fakes im Umlauf.
Quelle: ruhrtal-cruising.de, 14.04.2007
Ein großes Licht ging um die Welt
Tatort-Kommissar Haverkamp alias Hansjörg Felmy hatte sie jahrelang auf dem Tisch in seinem Büro. In Grün und die große Variante: Die “Kaiser IDell Leuchte”. Produziert wurde das mittlerweile nostalgische Glanzstück bei der Firma Kaiser in Neheim.
Der Erfinder der Schreibtischleuchte, Christian Dell, kam um 1934 mit der Neheimer Produktionsstätte in Kontakt. Während der 20erJahre hatte er schon am Bauhaus in Frankfurt an Leuchten getüftelt. Warum genau er in die Arnsberger Region kam, weiß keiner genau. Vermutet wird, dass die Nationalsozialisten ihn damals vertrieben haben.
Die bekannteste Metall-Lampe ist die schwarze Ausführung, die kleine mit dem runden Lampenschirm und dem weißen Knöpfchen zum Anschalten. In zahlreichen Betrieben fand man sie auf Schreibtischen als optimale Bürobeleuchtung. Da auch viele Polizeibehörden die “IDell” für sich entdeckten, hatte sie schnell der Namen “Kommissarleuchte” weg, unter dem sie auch heute noch bekannt ist.
Typischer Lampenschirm
1934 hatte Christian Dell die Idee, 1935 kamen die ersten Exemplare auf den Markt. Zum ersten Mal hatte damals die Neheimer Firma eine Arbeitsleuchtenserie entwickelt. Es gab verschiedenste Varianten – für den Tisch, die Wand oder zum Stehen. Nur eins hatten alle Originale gemeinsam: den unverkennbaren Lampenschirm.
Andere Firmen kamen schnell dahinter, dass Kaiser mit dieser Lampe ein großer Erfolg gelungen war und brachten ähnliche Modelle an den Mann. Anonym wurden sogar die echten “IDell-Leuchten” gekauft und von anderen Firmen herausgebracht. “Das sind dann die, auf denen heute die Aufschrift ´Original Kaiser IDell´ nicht draufsteht”, weiß Kenner Peter Kleine. 1995 hatte er eine Ausstellung mit den Sammlerstücken organisiert und ein begleitendes Buch dazu herausgebracht.
Bis 1980 wurden die Lampen in Neheim produziert. In Handarbeit versteht sich. Dann wurde die Firma verkauft und die Produktion schnell eingestellt. Nach der Übernahme gingen auch alle Archive und Aufzeichnungen der Firma Kaiser verloren. “Wahrscheinlich hat der neue Besitzer sie weggeworfen, weil er nicht wusste, was er da in den Händen hält”, vermutet Peter Kleine heute.
Das Design war glatt, stromlinienförmig, die Lampe lag damals ganz im Trend. Gab es zunächst fast nur die schwarze Ausführung (in Krankenhäusern gab es auch schonmal weiße), kam spätestens Mitte der 50er Jahre Farbe ins Spiel. Besonders das Grün war gefragt, wie bei Kommissar Haverkamp.
Kurz bevor die erste IDell (der Name könnte eine Kombination aus Dell und Idee sein) auf den Markt kam, wurde an einer Norm gearbeitet, die Schreibtischlampen haben mussten. “Ich glaube, dass Kaiser genau wusste, was erwartet wird, da die IDell alles erfüllte, was verlangt wurde”, meint Kleine und schmunzelt. “So war zum Beispiel durch den runden Lampenschirm eine optimale Streuung der Lichtstrahlen gegeben.”
Heute Sammlerstück
Genaue Zahlen, wieviele Lampen verkauft wurden, gibt es nicht. Einen Trend hatte Christian Dell trotzdem geschaffen. Mittlerweile sind die Leuchten Sammlerstücke, im Neheimer Leuchtenmuseum zu bewundern. Finden könnte man sie nur noch auf Flohmärkten oder Internet-Auktionshäusern (die Doppelarmversion für über 1700 Euro). Oder bei der ein oder anderen Generation im Schrank. Peter Kleine hat selber noch ein Original. “Funktioniert immer noch, mit traditioneller Glühbirne”, verrät er. Die echten IDells erkennt man übrigens, wenn es nicht draufsteht, am Gelenk. Das hat nämlich eine Kugel, durch die das Kabel läuft, damit es nicht zu Abschleifungen kommen kann. “Darauf hatte Christian Dell ein Patent”, so Peter Kleine.
Und wer weiß, vielleicht werden die Originale ja irgendwann wieder hergestellt, in einer neuen Retrophase, dann können auch die aktuellen und kommenden Tatort-Kommissare ihre Schreibtische damit schmücken, so wie damals Kommissar Haverkamp.
Quelle: neheim-netz